Festverzinsliche Wertpapiere: Definition und Überblick

Festverzinsliche Wertpapiere: Definition und Überblick
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Der Begriff Wertpapier ist grundsätzlich sehr weit gefasst. Trotzdem werden im allgemeinen Sprachgebrauch hauptsächlich zwei Formen der Geldanlage damit gemeint. Auf der einen Seite werden Unternehmensanteile bzw. Aktien darunter verstanden. Dabei handelt es sich um Wertpapiere deren Wert wesentlich von ihrem Kurs abhängt. Außerdem wird die jährliche Rendite bzw. Dividende jedes Jahr von der Hauptversammlung neu bestätigt. Deshalb unterscheidet sich die jährliche Verzinsung von Jahr zu Jahr. Auf der anderen Seite existieren Wertpapiere, deren Verzinsung über ihre gesamte Laufzeit identisch bleibt. Deshalb werden Anleihen auch als festverzinsliche Wertpapiere bezeichnet. Doch welche Rolle spielen diese Wertpapiere im Portfolio eines Privatanlegers?

Der risikolose Zinssatz und Anleihen

Wer sich mit der Portfoliotheorie beschäftigt hat, der weiß, dass sich jedes Ausmaß an Risikoaversion mittels der Aufteilung in ein effizientes Marktportfolio und den risikolosen Zinssatz erreichen lässt. Dieses Investment in den risikolosen Zinssatz lässt sich erreichen, indem in Sparbücher oder eben in festverzinsliche Wertpapiere von Staaten mit Triple A Bonität investiert wird. Wer viel Risiko vermeiden will, investiert beispielsweise 80 Prozent seines Kapitals in deutsche Bundesanleihen und 20 Prozent in einen Indexfonds, der auf dem DAX basiert. Wer eher mehr Risiken eingehen will und dafür mehr Rendite erhalten möchte, der agiert umgekehrt. Diese wichtige Rolle spielen festverzinsliche Wertpapiere in jedem Fall. Doch mit dieser Geldanlage lässt sich auch in Niedrigzinsphasen eine ordentliche Rendite erzielen.

Höhere Zinsen mit festverzinslichen Wertpapieren erreichen

Vor allem Nutzer von Festgeldkonten oder Tagesgeldkonten werden sich nun fragen, warum sie die Alternative festverzinsliche Wertpapiere wählen sollten, um einen risikolosen Anteil in ihrem Portfolio zu besitzen. Immerhin müssen sie für den Kauf von Anleihen ein Depot eröffnen und schon dafür Gebühren entrichten.

Die Antwort gibt derzeit die österreichische Regierung bzw. deren letzten Emission von Anleihen. Gerade im Oktober 2016 hat Österreich neue Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 70 Jahren ausgegeben und diese mit einem Nominalzins von 1,53 Prozent versehen. Ein relativ hoher Zinssatz gemäß der aktuellen Niedrigzinsphase.

Trotz dieser extrem langen Laufzeit ist der Vorteil von Anleihen, dass sie jederzeit auf dem Sekundärmarkt handelbar sind. Wenn ein Festgeldkonto mit fixer Verzinsung früher geschlossen wird, weil sich die Leitzinsen im Steigflug befinden, dann ist es einfach geschlossen. Vielleicht werden sogar noch zusätzliche Strafzinsen berechnet, da es vor Ablauf der Frist geschlossen wurde.

Wenn jedoch der Besitzer von Anleihen bemerkt, dass die Leitzinsen der EZB angehoben werden, dann kann er reagieren und seine Wertpapiere mit der Laufzeit von 70 Jahren verkaufen. Vielleicht muss er einige Kurseinbußen in Kauf nehmen, aber er kann zuerst von den Zinsen profitieren und später viel besser reagieren.

Ganz genau darin liegt der Vorteil von festverzinslichen Wertpapieren. Obwohl der eigentliche Nominalzins feststeht und damit auch namens gebend ist, ergibt sich die gesamte Rendite erst aus dem Wechselspiel zwischen Zinsen und Kurs. Das können kluge Privatanleger für ihre Zwecke nutzen.

Hinweis: Im Februar 2017 hat der Ministerrat in Österreich beschlossen, dass sogar Anleihen mit einer Laufzeit von 100 Jahren ausgegeben werden können. Ob dies zeitnah geschieht, ist noch fraglich, aber alleine diese Möglichkeit lässt viele internationale Investoren aufhorchen.