Pflegeversicherung in Österreich

Pflegeversicherung in Österreich
Photo by Wade Austin Ellis / Unsplash

Ein Pflegefall zu werden, gehört zu den schlimmsten Alpträumen eines normal arbeitenden Bürgers in der Alpenrepublik. Das bisherige Einkommen entfällt meist und an dessen Stelle treten neue Kosten um ausreichende Betreuung bzw. Pflege zu erfahren. Allein diese zusätzliche Belastung wäre schlimm genug, wenn da nicht auch noch die neue Sinnfindung für das eigene Leben wäre. Aber selbst neue Ziele und Werte lassen sich leichter entdecken, wenn die finanziellen Fragen geklärt sind. Ganz genau dafür sorgt eine passende, private Pflegeversicherung. Aber der Gesetzgeber bietet auch einen entsprechenden Schutz und hilft bei Bedürftigkeit mit Geld aus.

Hinweis: Eine private Pflegeversicherung wird oft auch als zusätzliche Altersvorsorge und nicht nur zum finanziellen Schutz vor Unfallfolgen abgeschlossen.

Was leistet die gesetzliche Pflegeversicherung?

Durch das Bundespflegegeldgesetz (BPGG) werden die staatlichen Leistungen bei entsprechendem Bedarf geregelt. Die zwei wichtigsten Voraussetzungen für die Gewährung des Pflegegeldes sind ein Pflegebedarf, der länger als 6 Monate andauert und einen Zeitaufwand von mindestens 65 Stunden pro Monat erzeugt.

Wenn Pflegegeld beantragt wird, dann kommt meist ein Amtsarzt in der Wohnung oder im Haus vorbei. Vor Ort wird entsprechend einer Tabelle der Stundenbedarf ermittelt. Es wird einfach eine Liste der wichtigsten Tätigkeiten im Haushalt durchgegangen:

  • Wer wäscht die Kleidung?
  • Wie wird das tägliche Essen zubereitet?
  • Wer reinigt die Wohnung?
  • Welche sonstigen Hilfestellungen sind notwendig?

Je nach Antworten werden bestimmte Pauschalwerte angenommen. So erfordert die tägliche Zubereitung der Mahlzeiten einen gewissen Stundensatz und das Waschen der Kleidung weitere Stunden. Sollten bei dieser Erhebung mindestens 65 Stunden als Summe heraus kommen, entsteht ein rechtlicher Anspruch auf Pflegegeld. Der notwendige Pflegeaufwand wird in bestimmte Pflegestufen eingeteilt. Je höher die Stufen, desto größer der monatliche Bezug. Das Sozialministerium informiert über die aktuell geltenden Sätze, welche immer wieder angepasst werden. Doch dieses Pflegegeld vom Staat reicht selten aus um alle Kosten abzudecken. Nur eine zusätzliche, private Pflegeversicherung bietet umfassenden Schutz im Ernstfall oder für die Pflegevorsorge.

Die Auswahl der privaten Pflegeversicherung

Die staatliche Absicherung gilt für jeden Österreicher gleichermaßen. Doch die Policen der privaten Versicherung können stark voneinander abweichen. Deshalb ist für eine kluge Wahl ein gründlicher Vergleich notwendig. Besondere Beachtung muss beim Versicherungsvergleich den folgenden fünf Kriterien geschenkt werden:

  • Ab welcher Pflegestufe wird gezahlt?
  • Wann wird genau gezahlt?
  • Wie viel wird im Ernstfall ausgezahlt?
  • Welche Altersgrenzen sind zu beachten?
  • Wie hoch ist die Prämie?

Ab welcher Pflegestufe wird gezahlt?

Auch der private Versicherungsschutz hängt stark von der gesetzlichen Einstufung der Pflegebedürftigkeit ab. Ob eine Zuwendung ausgezahlt wird, hängt davon ab, welche Stufe ein Amtsarzt feststellt. Viele Policen sehen erst eine Auszahlung ab einer höheren Pflegestufe von beispielsweise 3 vor. Wer einen ausgedehnteren Schutz genießen möchte, der muss oft unverhältnismäßig höhere Prämien in Kauf nehmen. Die Pflegestufen 1 und 2 erfordern meist nur geringe Mehraufwände und lassen sich auch ohne Hilfe der Versicherungsgesellschaft bewältigen. Es muss genau abgewägt werden, welche Police tatsächlich kosteneffizient ist.

Wann wird genau gezahlt?

Die Frage wann Zuwendungen ausbezahlt werden, kann ebenfalls sehr entscheidend sein. Viele Versicherer zahlen nicht, während sich der Versicherungsunternehmer noch im Krankenhaus befindet. Diese Klausel muss unbedingt beachtet werden, da Krankenhausaufenthalten in manchen Fällen sehr lange dauern können.

Wie viel wird im Ernstfall ausgezahlt?

Die Höhe der monatlichen Zusatzleistungen gehört zu den wichtigsten Kriterien. Je nach Höhe der Prämie variieren die maximalen Zusatzleistungen zwischen 400 und rund 1.000 Euro pro Monat. Die Versicherungsprämien selbst schwanken dabei zwischen wenigen Euro pro Monat und bis zu grob 50 Euro pro Monat. Das ist ungefähr die Preisklasse in der sich Pflegeversicherungen befinden. Es handelt sich also durchaus um eine erschwingliche Zusatzversicherung, die ebenso viel Sinn ergibt wie eine private Krankenversicherung.

Hinweis: In den unterschiedlichen Vergleichen wird sehr oft die private Zusatzleistung kombiniert mit dem staatlichen Pflegegeld beworben. Selbstverständlich werden beide Beträge summiert, aber das Bewerben der höchsten Pflege-Stufe 7 kann überhöhte Erwartungen erzeugen. Pflegestufe 7 wird nämlich nur gewährt, wenn keine der vier Extremitäten mehr zielgerichtet eingesetzt werden können. Nur sehr wenige Pflegefälle erreichen diesen Härtegrad.

Welche Altersgrenzen sind zu beachten?

Abschließend müssen diverse Altersgrenzen berücksichtigt werden. Manche Pflegeversicherung können erst ab einem bestimmten Alter abgeschlossen werden. Außerdem zahlen manche Versicherer nur bis zu einem gewissen Alter Zusatzleistungen, da ab einem gewissen Zeitpunkt ohnehin von einem gewissen Maß an Pflegebedürftigkeit ausgegangen wird. Diese Frage sollte sich stark am eigentlichen Motiv für die Pflegeversicherung orientieren. Soll eher vor einer Pflegebedürftigkeit nach einem Unfall oder durch fortschreitendes Alter geschützt werden? Das passende Produkt findet sich bestimmt in der österreichischen Versicherungslandschaft.

Wie hoch ist die Prämie?

Die Höhe der Prämie entspricht mehr der Summe der oben genannten Kriterien. Ist man also mit allen vorigen Punkten zufrieden, sollte die Prämie nicht übermäßig teuer im Vergleich zum Mitbewerb sein.