Robo-Advisor in Österreich – Was ist es und wie wählt man den richtigen aus?

Robo-Advisor in Österreich – Was ist es und wie wählt man den richtigen aus?
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Die klassische Vermögensberatung und Vermögensverwaltung wird nach wie vor häufig von Banken oder Vermögensverwaltungen vorgenommen. Diese Vermögensberatungen und Vermögensverwaltungen sind oftmals mit einem Vor-Ort-Service verbunden, was unter anderem dazu führt, dass dem Kunden relativ hohe Kosten entstehen. Seit wenigen Jahren gibt es allerdings eine ganz neue Sparte im Bereich der Vermögensberatung- und verwaltung, nämlich die sogenannten Robo-Advisors. Es handelt sich dabei um FinTech-Unternehmen (Finanz-Technologie-Unternehmen), die ihre Services und Leistungen vollständig über das Internet, also online, anbieten. Dem folgenden Ratgeber kann entnommen werden, worum es sich bei Robo-Advisors im Detail handelt, welche Unterschiede es zwischen den Anbietern gibt und worauf bei einer Auswahl geachtet werden sollte.

Definition: Was ist ein  Robo-Advisor?

Wie eingangs kurz erwähnt, handelt es sich bei einem Robo-Advisor um ein FinTech-Unternehmen, dessen Hauptaufgabe darin besteht, eine Online-Vermögensverwaltung durchzuführen oder dem Anleger verschiedene Finanzprodukte zu vermitteln. Die weitaus meisten Robo-Advisors zeichnen sich aktuell dadurch aus, dass sie vorwiegend mit Fonds, im Speziellen mit ETFs, arbeiten. Charakteristisch ist ebenfalls, dass häufig eine Beratungssoftware bzw. Finanzsoftware eingesetzt wird, die unter anderem die Aufgabe hat, die für den Kunden individuell am besten passende Anlage zu ermitteln. Meistens arbeiten Robo-Advisors so, dass zunächst einmal eine Befragung des Kunden stattfindet, die zum Beispiel folgende Punkte beinhaltet:

  • bisherige Erfahrungen mit Finanzanlagen
  • Alter und Familienstand
  • vorhandenes Vermögen
  • Ziele, beispielsweise Vermögensaufbau oder Vermögensverwaltung
  • Chance-Risiko-Einstellung

Auf Grundlage dieser Daten und Angaben ermittelt der Robo-Advisor dann in aller Regel das Portfolio, welches für den Kunden individuell am besten geeignet ist. Oftmals bieten Robo-Advisors als Online-Vermögensverwaltungen mehrere Portfolios an, die sich unterschiedlich zusammensetzen. So kann beispielsweise zwischen Kunden unterschieden werden, die eher großen Wert auf Sicherheit legen und solchen Anlegern, die auch bereit sind, ein etwas höheres Risiko einzugehen, um so vielleicht eine überdurchschnittliche Rendite zu erzielen.

Welche Unterschiede gibt es bei den Robo-Advisors?

Wer sich für die Services eines Robo-Advisors interessiert, sollte eines wissen: Am Markt gibt es mittlerweile mehr als zehn Anbieter, aber es existiert ein wichtiger Unterschied zwischen den verschiedenen Robo-Advisors. Dieser Unterschied besteht darin, dass es zum einen Robo-Advisors gibt, die sich ausschließlich auf die Vermittlung von Finanzprodukten konzentrieren und somit als Finanzvermittler auftreten. Auf der anderen Seite besteht das Tätigkeitsfeld anderer Robo-Advisors darin, dem Kunden den Service einer vollumfänglichen Online-Vermögensverwaltung zu bieten. In diesem Fall werden nicht nur Finanzprodukte empfohlen bzw. vermittelt, sondern der Robo-Advisor übernimmt in der Folge sämtliche Tätigkeiten, die auch eine klassische Vermögensverwaltung durchführt. So werden unter anderem bestehende Portfolios bei Bedarf angepasst und das Vermögen des Anlegers wird umstrukturiert.

Es kommt also in erster Linie darauf an, wie umfangreich die jeweiligen Anleger beraten werden möchte und wie weit der Anbieter in die Vermögensverhältnisse eingreifen darf. Die Unterscheidung bei den Robo-Advisors zwischen reinen Finanzvermittlern und Vermögensverwaltungen hat übrigens auch rechtliche Konsequenzen, nämlich bezüglich der Beraterhaftung. Während diese Haftung, beispielsweise bei Beratungsfehlern, bei reinen Finanzvermittlern meistens ausgeschlossen ist, ist es bei Robo-Advisors als vollumfänglich Online-Vermögensberatungen bzw. Vermögensverwaltungen so, dass eine Beraterhaftung besteht.

Mit welchen Finanzprodukten wird dabei gearbeitet?

Unterschiede zwischen den verschiedenen Robo-Advisors gibt es aber nicht nur bezüglich der Einteilung in die zuvor genannten zwei Gruppen, sondern auch dorthin gehend, mit welchen Finanzprodukten in der Praxis gearbeitet wird. Wie bereits erwähnt, bieten die meisten Robo-Advisors eine Geldanlage an, die zu einem großen Teil aus Fonds oder auch Aktien besteht. Fast immer wird ein Portfolio für den Anleger zusammengestellt, welches sich beispielsweise aus unterschiedlichen Fonds zusammensetzt. Eine Vielzahl der am Markt tätigen Robo-Advisors arbeitet dabei speziell mit den sogenannten ETFs (Exchange Traded Funds). Es handelt sich dabei um Indexfonds, deren Anteile an der Börse gehandelt werden und die sich vor allem durch die durchschnittlich bessere Performance und die erheblich geringeren Kosten immer öfter gegenüber klassischen Investmentfonds durchsetzen können. Somit unterscheiden sich die Robo-Advisors auch darin, mit welchen Finanzprodukten bzw. Fonds gearbeitet wird.

Insbesondere die folgenden Finanzprodukte kommen bei Robo-Advisors innerhalb des Portfolios häufig zum Einsatz:

  • Aktien
  • Anleihen
  • klassische (offene) Fonds
  • nachhaltige Fonds
  • ETFs

Welche Leistungen bieten Robo-Advisors an?

Wenn es um die Frage geht, welche Leistungen Anleger von einem Robo-Advisor erwarten können, dann muss zunächst einmal die zuvor angesprochene Unterscheidung beachtet werden. Solche Robo-Advisors, die ausschließlich als Finanzvermittler auftreten, haben natürlich einen relativ eingeschränktes eingeschränkten Leistungsumfang. Daher ist es sicherlich sinnvoller, eher auf die Leistungen einzugehen, die es bei einem Robo-Advisor als vollumfänglich Online-Vermögensverwaltung gibt.

Hier sind es zum Beispiel die folgenden Leistungen, die Anleger von einem Robo-Advisor erwarten können, der nicht nur eine spezielle Beratungssoftware einsetzt und dem Kunden eine Geldanlage empfiehlt, sondern sich zudem auch anschließend um die Vermögensverwaltung kümmert:

  • Abfrage individueller Kundendaten
  • Erstellen eines individuellen Chance-Risiko-Profils
  • Zusammenstellung mehrerer Portfolios
  • Zuordnung der Kunden in Anlage- bzw. Risikoklassen
  • Empfehlung des optimal geeigneten Portfolios
  • ständige Überwachung der im Portfolio enthaltenen Finanzprodukte
  • Umschichten des Vermögens bei Bedarf
  • ausführliche Beratung des Kunden
  • Service ab Vertragsabschluss bis zur Beendigung des Vertrages
  • regelmäßige Informationen über die Vermögensentwicklung
  • regelmäßige Analyse der Portfolios
  • Weiterentwicklung der Vermögensverwaltung-Software
  • Ansprechpartner bei sämtlichen Fragen des Kunden
  • auf Wunsch Vermittlung anderer Finanzprodukte
  • Bereitstellen des Online-Zugangs für den Anleger
  • Hilfe bei Problemen mit dem Zugang

Es sind demnach zahlreiche Leistungen und Aufgaben, die ein moderner Robo-Advisor anbietet. Aus diesem Grund ist es durchaus sinnvoll, wenn sich Anleger zunächst einen Robo-Advisor Test oder einen Robo-Advisor Vergleich ansehen, um so die Unterschiede zwischen den Anbietern kennen zu lernen. Grundsätzlich sind Robo-Advisors übrigens insbesondere für solche Anleger geeignet, welche die Einfachheit einer Geldanlage schätzen und sich selbst nicht oder kaum um die Auswahl der passenden Geldanlage kümmern möchten, sondern die eine möglichst kostengünstige Beratung und Vermögensverwaltung nutzen wollen.

Was kosten die Dienste?

Ein Hauptvorteil der Robo-Advisors besteht im Vergleich zur klassischen Vermögensverwaltung der Bank oder eines anderen Finanzdienstleisters darin, dass es sich um einen kostengünstigen Service handelt. Wenn wir einmal die klassische Vermögensverwaltung als Beispiel nehmen, wie sie von einem Kreditinstitut angeboten wird, dann fallen für den jeweiligen Kunden nicht selten jährliche Kosten von zwei bis fünf Prozent auf Grundlage seines Kapitals an. Bei den meisten Robo-Advisors ist es hingegen so, dass sich die Gesamtkostenquote maximal bei 0,8 bis 1,2 Prozent pro Jahr bewegt. Allerdings sollten Anleger beachten, dass es hier durchaus unterschiedliche Gebührenmodelle gibt.

Gängig sind insbesondere die folgenden Abrechnungsvarianten:

  • Pauschalbetrag pro Jahr
  • XY Prozent Provision auf Grundlage des verwalteten Vermögens
  • XY Prozent für jede Bestandsposition

Die unterschiedlichen Gebührenmodelle der Robo-Advisors sind übrigens auch ein Punkt, auf den bei der Auswahl des Anbieters geachtet werden sollte. Welche Aspekte in diesem Bereich noch wichtig sind, wird im folgenden Abschnitt näher erläutert.

Worauf sollten Sie bei der Auswahl achten?

Bei der Auswahl der Robo-Advisors gilt es, einige Punkte zu beachten, damit Anleger möglichst den Anbieter finden, der im Einzelfall optimal geeignet ist. Der folgenden Auflistung können Anleger einige wichtige Auswahlkriterien und vor allem Fragen entnehmen, die definitiv dabei helfen, den passenden Robo-Advisor zu finden:

  • Finanzvermittler oder Online-Vermögensverwaltung
  • Seit wann am Markt tätig (Erfahrungen)?
  • Mit welchen Finanzprodukten (Portfolios) wird gearbeitet?
  • Wie umfangreich ist die Kundenbefragung zu Beginn?
  • Werden mehrere Portfolios angeboten?
  • Gibt es eine Einteilung nach Chance-Risiko-Profil des Kunden?
  • Welche Kosten verursacht der Service?
  • Gibt es bestimmte Vertragslaufzeiten?

All diese und noch einige weitere Fragen sollten Anleger beantworten können, um so den passenden Robo-Advisor zu finden, der eine möglichst optimale Verwaltung des Vermögens garantiert.